Quarantäne muss nicht zur Trennung führen
Wegen des Coronavirus müssen wir derzeit soziale Kontakte vermeiden. Auch wenn wir via Telefon und Internet die Möglichkeit haben, mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben, verbringen wird doch die allermeiste Zeit zuhause mit unserem Ehepartner bzw. Lebensgefährten.
Zusammen ist man zwar weniger allein, aber auch genauso schnell genervt. In ständiger Nähe fallen plötzlich Verhaltensweisen auf, die man vorher nie in solch einer Deutlichkeit wahrgenommen hat. Jede Handlung und jedes Wort wird auf einmal auf die Goldwaage gelegt. Auch der Gesprächsstoff wird langsam dünn. Und plötzlich mehren sich Grundsatzfragen zur Beziehung. Ist mein Partner wirklich der Richtige für mich? Passt er überhaupt zu mir? Bin ich eigentlich glücklich?
Die Quarantäne und die damit einhergehende Freiheitsbeschränkung stellt die Beziehung auf eine ungemeine Belastungsprobe. Um diese Zeit so gut wie möglich durchzustehen – ohne dass man am Ende des Tages getrennte Wege geht – sind Strategien im gemeinsamen Umgang, insbesondere in der Kommunikation und Reflexion, erforderlich.
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir uns in einer Ausnahmesituation befinden, die Stress erzeugt. Der eigene Unmut ist daher nicht zwangsläufig auf das Verhalten des Lebenspartners zurückzuführen, sondern kann genauso gut ein Produkt der stresserzeugenden Freiheitsbeschränkung sein.
Es gilt also erstmal das Bewusstsein für das eigene Befinden zu schärfen und richtig einzusortieren. Erst wenn ich weiß, wie ich mich fühle, kann ich mit meinem Partner über dieses Gefühl sprechen und den Auslöser hierfür herausfinden. Genauso wichtig ist es, den Blickwinkel zu ändern und sich in die Lage seines Gegenübers reinzuversetzen. Wenn ich das Verhalten des anderen verstehe und nachvollziehen kann, fällt es leichter eine Lösung für das Problem zu finden.
Jede Auseinandersetzung ist natürlich anders und erfordert eine andere Herangehensweise und Strategie. Wir beraten Sie gerne – auch telefonisch – und helfen bei Ihrer Konfliktlösung.
Zur Stressreduzierung und um Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen, ist es ratsam, sich gemeinsam einen neuen Rhythmus mit regelmäßigen Tätigkeiten anzueignen. Dieser sollte auch Zeitfenster enthalten, die nur dem Einzelnen vorbehalten sind. Hilfreich kann hierzu auch ein gemeinsam erstellter Stundenplan sein.
Die Zeit der Quarantäne ist für uns alle eine Herausforderung. Wir können uns streiten, wir können aber auch versuchen, die gemeinesame „quality time“ als Chance zur Veränderung zu sehen. Was wir draus machen, liegt bei uns. Dieser Freiheit sind keine Grenzen gesetzt.